2010년 4월 6일 화요일
Myung-Il Song: Kein Mainstream, bitte
Modeavantgardistin Myung-Il Song ist in Südkorea mit Gegenwartskunst aufgewachsen. In Wien lebt sie mit Werken von Herbert Brandl und Franz Graf.
Wenn der saisonale Ausverkauf sein hässliches Gesicht zeigte, in Form von grellen Sale-Aufklebern quer über die Schaufenster, dann stellte Myung-Il Song gerne Arbeiten junger Künstler in die Auslage ihres Geschäfts in der Wiener Innenstadt, wie zum Trotz gegen diese Attacke der Banalität. Eine ziemlich subtile Ankündigungspolitik, ihre Kunden wussten sie schnell zu deuten. Das war jedenfalls so im alten „Song“, 2007 ist die Südkoreanerin, von Eingeweihten gerne als Wiener Doyenne der Avantgardemode bezeichnet, umgezogen, in den idyllischen, citynächsten Abschnitt der Praterstraße, in ein ungemein charmantes Gassenlokal, wo einst ein Pelzgroßhandel residierte.
Hier hat die zeitgenössische Kunst nun nicht nur zu Ausverkaufszeiten Platz, hier bespielt sie ihren eigenen Galerieraum, mit tollem Tagesoberlicht und Pilaster-Gliederung an den Wänden. Mit Gelitin hat sie hier damals eröffnet, es folgten u. a. Ausstellungen von Marina Faust, Maison Martin Margiela, Jutta Koether – vier größere Ausstellungen pro Jahr werden veranstaltet, bei denen Song nicht zwischen Kunst und Mode unterscheidet – Hauptsache, kein Mainstream. In der experimentellen Materialbearbeitung aber, findet sie, ist die Mode der Kunst voraus. Und holt gleich ein Paar unglaubliche Schuhe von Balenciaga, deren wuchtige matte Kunststoffabsätze aussehen wie kubistische Eisblöcke.
Künstler ohne Galerie bevorzugt. Wobei Balenciaga ein vergleichsweise glamouröser Name ist für „Song“. Auch in der Kunst setzt sie auf (noch) weniger bekannte Avantgarde. „Ich will lieber Leute unterstützen, die noch keine Galerie haben, viele Künstler, gerade meiner Generation, sind wahnsinnig gut, aber nicht so berühmt.“ Zurzeit zeigt sie etwa eine Einzelschau von Heiko Bressnik, „den kenne und schätze ich sehr seit meiner Studienzeit“. Studiert hat Song auf der Angewandten, Gebrauchsgrafik, nachdem sie 1984 von Seoul nach Wien gezogen war.
Ihren Zugang zur Kunst erklärt sie sich über ihre Eltern: Ihr Vater, ein Geschäftsmann, habe in Südkorea wichtige Künstler gefördert, so Song, „ich bin mit Kunst aufgewachsen“. Und sie lebt auch heute mit ihr – nicht nur in ihrem Geschäft, auch privat. In ihrem Wohnzimmer etwa genießt sie täglich einen Sonnenuntergang von Herbert Brandl, einen solchen sieht zumindest sie in dem abstrakten Gemälde. Franz Graf ist ein anderer ihrer Favoriten.
Und natürlich Hiroshi Sinno, dessen bunte, aus Plastikabgüssen zusammengesetzte Insektenfiguren sie bei einem ihrer Rundgänge durch die Kunstuniversitäten entdeckt hat – „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, so aufgeregt war ich“, erzählt sie. Sie gab ihm eine Ausstellung, half ihm bei einem Atelier – „diese Phase des gemeinsamen Entwickelns ist die schönste“, sagt sie. „Wie bei den Designern, von Viktor und Rolf etwa habe ich auch schon die erste Kollektion gekauft.“
Konzept hat sie bei ihrer Kunstsammlung zumindest keines – „ich kaufe, was mir gefällt“. Konsequent und für sich selbst arbeiten, das müssen Künstler für sie. Viele Junge, urteilt sie hart, sind aber einfach faul, informieren sich nicht über das, was in der Welt vor sich geht – „das Leben hier in Wien ist eben sehr gemütlich.“
(Quelle und Bild von: "Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2009)
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