2010년 6월 5일 토요일

Karoline Eichhorn


DER FELSEN": Hauptdarstellerin Karoline Eichhorn über die "Bild"-Zeitung und warum sie nie wieder mit Regisseur Dominik Graf zusammenarbeiten wird

"Ich bin zu weit gegangen!"
"Der Felsen" ist die leidenschaftliche Geschichte einer Frau auf der Suche nach ihrem wahren Leben. Karoline Eichhorn, die Hauptdarstellerin in Dominik Grafs viel diskutiertem Film, kennt man in Deutschland hauptsächlich aus dem Fernsehen. Der Durchbruch gelang ihr 1995 mit der mehrfach preis gekrönten Produktion "Der Sandmann". 1998 wurde sie für Oliver Storz' "Gegen Ende der Nacht" mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet und für "Der Felsen" dieses Jahr als beste Darstellerin für den Deutschen Filmpreis nominiert. Zuvor hatte die 36-jährige bereits zweimal den Adolf-Grimme-Preis gewonnen.

Frage: Frau Eichhorn, in "Der Felsen" spielen Sie eine sehr freizügige Frauenrolle. Haben Sie lange überlegt, ob Sie dem Projekt zustimmen sollen?

Karoline Eichhorn: Leider habe ich viel zu schnell zugesagt. Seit Drehschluss beschäftigt mich immer wieder die Frage, warum ich das eigentlich gemacht habe. Inzwischen weiß ich genau, dass ich zu weit gegangen bin. So etwas wird nie wieder vorkommen. Nie!

Frage: Standen diese Szenen denn nicht von Anfang an fest?

Eichhorn: Das war bei den meisten Szenen nicht der Fall. Aber trotzdem ist und bleibt es mein Fehler, Regisseur Dominik Graf trifft keine Schuld: Ich hätte der ganzen Freizügigkeit ja noch beim Dreh einen Riegel vorschieben können. Ich bin zu unreflektiert in das Projekt gegangen, war zu gutgläubig, ja schlichtweg naiv.

Frage: Die Jury des Deutschen Filmpreises haben Sie aber überzeugt: Sie wurden als beste Hauptdarstellerin nominiert…

Eichhorn: …aber diese Auszeichnungen sind mir nicht wichtig. Es ist nicht mein berufliches Ziel, berühmt zu werden und auf möglichst viele Partys eingeladen zu werden. Seit meiner Jugend bin ich Schauspielerin. Ich liebe es, einfach nur Rollen zu spielen und mich dabei gut zu fühlen. Alles andere interessiert mich nicht. Vermutlich resultiert daraus meine schreckliche Naivität.

Frage: Verlassen Sie sich denn bei Ihren Entscheidungen nur auf sich selbst?

Eichhorn: So ist es! Ich bin mein härtester Kritiker und nehme meine Leistung sehr genau unter die Lupe. Und deshalb geht mir das leidige Thema mit der Freizügigkeit auch nicht mehr aus dem Kopf.

Frage: Gefällt Ihnen denn die Endfassung des Films?

Eichhorn: Nein. Der Film hat tolle Bilder, aber er lässt mich außen vor. Mir persönlich tut der Film weh. Es werden extrem viele Themen angeschnitten und meiner Meinung nach zu ruckartig erzählt. Das verhindert das wirkliche Eindringen in den Filmstoff.

Frage: Hatten Sie wenigstens beim Dreh auf Korsika eine schöne Zeit


Eichhorn: Ich habe mich während dieser Zeit sehr oft ausgeliefert gefühlt. Überhaupt fanden die ganzen Dreharbeiten unter sehr schwierigen Bedingungen statt. Aber darüber möchte ich nicht sprechen. Fest steht nur, dass ich mit Dominik Graf nicht mehr drehen werde. Ich fühlte mich komplett einsam und hatte niemanden, mit dem ich mich in Gesprächen austauschen konnte. Vorwürfe mache ich deshalb aber niemandem: Immerhin hätte ich diese Situation selbst ändern können und habe es nicht getan.

Frage: Zumal Sie Ihren Filmpartner Antonio Wannek bereits kannten. 1999 haben Sie mit ihm den Film "Fremde Freundin" gedreht…

Eichhorn: Antonio und ich kommen auch gut miteinander aus, nur eben auf einer anderen Ebene: Wir lassen uns einfach komplett in Ruhe. Wir sind von Grund auf verschiedene Leute, außerdem ist er sehr jung. Wie soll man da Stoff für ewig lange Gespräche finden? Ich drehe sehr gerne mit ihm, aber einen wirklichen Gesprächspartner habe ich in ihm auch nicht gefunden.

Frage: Damit erübrigt sich beinahe schon die Frage, ob Sie sich es in Ihrem Alter vorstellen könnten, wie im Film ein Verhältnis mit einem 17-Jährigen anzufangen.

Eichhorn: Diese Thematik spielt für mich überhaupt keine Rolle. Man muss bedenken, dass diese Affäre im Film unter Ausnahmebedingungen zustande kam: Die Personen waren im Urlaub, und dort ist immer alles anders, gerät leicht aus den Fugen.

Frage: Wie können Sie sich dann so sicher sein?

Eichhorn: Natürlich kann ich Ihnen keine hundertprozentige Garantie geben. Aber ich kenne mich und weiß, dass ich dazu niemals imstande wäre.

Frage: Sie scheinen zu wissen, was Sie wollen. Der "Bild"-Zeitung haben Sie Interviews verweigert. Ungewöhnlich für eine deutsche Schauspielerin…

Eichhorn: Ich habe mit dieser Zeitung sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Das letzte Mal, als ich mich weigerte, kaufte die "Bild"-Zeitung ein Interview von einem freien Journalisten und stellte es als ihr Interview dar. Ich finde diese Zeitung einfach nicht gut. Überhaupt möchte ich mit der ganzen "Yellow Press" nichts zu tun haben: Man bat mich auch, für "Der Felsen" Werbung in Talkshows zu machen, aber das habe ich sofort abgelehnt.

Frage: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation des deutschen Films?

Eichhorn: Der deutsche Film war meiner Meinung nach noch nie wirklich gut und wird es in nächster Zeit auch nicht werden. Betrachtet man einmal den gesamten Weltmarkt, halten unsere Filme doch bei weitem nicht mit. Überlegen Sie doch mal, wie oft Sie sich freiwillig deutsche Filme im Kino ansehen.

Frage: Woran mag das liegen?

Eichhorn: Die Rohfassungen der Drehbücher sind teilweise gar nicht so schlecht. Sobald sie aber in die Hände der jeweiligen Redaktion fallen, werden die Texte komplett umgemodelt und angeblich massentauglich gemacht. Was bleibt, ist ein Einheitsbrei, der schon gar keinen Unterschied mehr zwischen Kino und Fernsehen erkennen lässt. Geld steht in Deutschland an erster Stelle, danach kommt lange nichts. Dagegen geht es in Ländern wie England oder Skandinavien darum, eine Geschichte zu erzählen. Und diese Liebe zum Film spürt man als Zuschauer.

Frage: Resultiert aus diesem Drang nach echten Geschichten auch Ihre Leidenschaft fürs Theater? Immerhin spielen Sie gerade am Stadttheater in Wien.

Eichhorn: Theater ist wesentlich dimensionsreicher und tiefer gehend als Kino oder Fernsehen. Dort habe ich die Möglichkeit, mich mit einem Stoff wirklich auseinanderzusetzen, ihn ausgiebig zu proben und schließlich chronologisch aufzuführen. Beim Film ist das wegen der knapp bemessenen Zeit natürlich nicht möglich. Außerdem führen die Kameras zu einer enormen technischen Begrenztheit. Aufgrund dieser Faktoren ziehe ich mich mehr und mehr aus dem Kino- und Fernsehbereich zurück. Ich kann es nämlich selbst nicht mehr hören, dass ich zwar immer über dieses Medium schimpfe, aber eigentlich doch Teil der gesamten Branche bin.

Frage: Zumal die guten Frauenrollen hierzulande Mangelware sind…

Eichhorn: Sie sprechen einen wichtigen Punkt an: Männergeschichten werden auch am Theater wesentlich öfter inszeniert. Frauen sind einfach da, werden aber nicht wirklich berücksichtigt und verdienen weniger Geld. Aber dagegen kann ich leider auch nichts tun. Ist dann eine Frau im deutschen Fernsehen zu sehen, muss sie immer extrem sein: Karrierefrau, Hure, niemals aber die normale Frau mit all ihren Schwächen. Ich versuche mich gegen dieses Klischee aufzulehnen, aber gegen die gesamte Filmbranche bin ich natürlich machtlos.

Frage: Dann geben wir Ihnen nun die Chance: Wählen Sie eine Wunschrolle…

Eichhorn: Ich möchte wahnsinnig gerne etwas Lustiges spielen, das mit der deutschen Komödie nichts am Hut hat. Mit einem Humor, über den ich selber lachen kann, im Stil eines britischen Films, bei dem die Tragödie dicht an der Komödie angesiedelt ist. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich in Deutschland eine solche Rolle finden würde.

Johannes Bonke / Rico Pfirstinger

Text von: http://www.jump-cut.de/eichhorninterview.html
Bild von: http://www.charade-agentur.com/female/eichhorn/index.htm

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